18. November 1914 – Das LIR 2 nach schweren Gefechten bei Podzamcze Pilica

Auch der Regimentskommandant Oberst Unger verwundet.

Soldat Arnold Hackl berichtet über die Situation nach den Kämpfen bei Pilica:

„Hinter den Gräben vor dem Wald lagen massehaft unsere Leute, meist tot oder schwer verletzt. Als wir mit den Gefangenen hinter den Felsen ankamen, war der ganze Platz braun vor lauter Gefangenen. Der Offizier, der das Maschinengewehr bediente, war bereits schon nervös und drängte auf raschen Abtransport der Gefangenen. Die Russen, die einige hundert Mann waren, hätten uns paar Leute leicht das Gewehr aus den Händen reißen, und die Stellung besetzen können, da fast nur Verwundete hier lagen. Ich sah Hauptmann Feige auf einer Tragbahre liegen, der Mediziner Apfeltaler sagte mir, er habe drei Schüsse in einem Arm – nach Jahren hörte ich, dass ihm der Arm abgenommen wurde. Der Hauptmann war bei uns Einjährigen sehr beliebt, er war mit dem Marschbataillon ins Feld gekommen. Auch von meinem Zug lag ein Infanterist […] ganz ruhig und still am Boden. Als ich ihn fragte, was ihm fehlte, sagte er in seiner ruhigen bescheidenen Art „Der Fuß ist ab“. Wir stellten nun die (gefangenen) Russen in Viererreihen auf, ungefähr 150 waren es, und der erste Trupp ging ab. Dann wurden wieder über hundert abgezählt und unter der Führung des Zugführers Cibulka marschierten wir ab. Zunächst ging es hinter den Felsen entlang unsere Stellung rückwärts, als wir bei den Ruinen anlangten, […] bekamen wir heftiges Artilleriefeuer. Es war dort ein kleiner Wirbel, denn unser Regimentskommandant Oberst Unger (genannt „der Sturmfranzl“) war auch verwundet worden und man schaffte ihn eben zurück. Dabei deckten ihn die Soldaten mit ihren eigenen Körpern. […] Im Dorf Podzamce gab es viele Verwundete. […] Nun führte uns der Weg wieder über die öde sandige Landschaft. Viele Russen mussten auch so wie wir häufig austreten, denn ein Großteil litt auch an Durchfall. Dazu kam, dass der Weg nur tiefer Sand war, in dem man nur langsam vorwärts kam. […] Endlich erreichten wir die Bahnstation Lazy. Die Bahn war in deutschen Händen, ein preußischer Offizier übernahm die Gefangenen, die in bereit stehende Viehwaggon dicht zusammen gepfercht einwaggoniert und gleich abtransportiert wurden.

Aus: Arnold Hackl, “Erinnerungen an Sibieren 1914 – 1920”, hg. von Alexander Smutni, Linz 2009