„Im Krieg a weng weniger“

Das Kommando der Edelweißdivision lag im Jänner 1916 im Herrenhaus Chorlupi in Russland. Die Divisionskavallerie, zwei Schwadronen Landwehr Ulanen Nr. 6, unter meinem Kommando (ich damals Major) im Dorf. Mein Palais, eine russische Hütte, zirka 600 Meter vom Herrnhaus, zu welchem ein ganz schmaler Fußweg über eine Sumpfwiese führte. Eines Vormittags wanderte ich wieder zum Kommando der Infanteriedivision, um mich dort nach der allgemeinen Lage zu erkundigen.In der Mitte des schmalen Fußwegs kam mir ein biederer Jäger vom 2. Tiroler Jägerregiment, eine Andreas-Hofer-Figur mit großem Vollbart und der obligaten Pfeife im Mundwinkel entgegen. Der Pfad war so schmal, dass ein Ausweichen unmöglich war, ohne in den Sumpf zu treten und bis zu den Knöcheln im Dreck zu versinken.Der brave Mann aus Tirol blieb, ohne die Ehrenbezeugung zu leisten oder auf die Seite zu treten, mit den Worten „Jetscht hamers“ knapp vor mir stehen. „Wascht, wern ma glei hoben!“ Dabei packte mich der Hüne unter den Achseln, hob mich in die Luft, drehte sich um seine eigene Achse und stellte mich hin. Ob der gelungenen Umgruppierung friedlich lächelnd, meinte er: „Jetscht drehscht di um und konnst weitergehen.“ Lachend fragte ich: „Na, kennst mich nicht?“ Darauf der brave Älpler: „Söhr wohl, bischt der Major von unsere Hulaner!“ „Nun und grüßen tust nicht?“ Die prompte Antwort und ohne zu salutieren und die Pfeife aus dem Mund zu nehmen und friedlich lächelnd war: „Im Krieg a weng weniger!“ Lachend begab ich mich ins Kommando – kannte ich doch die braven Kaiserjäger zur Genüge. Helden im Kampf, doch nie aus der Ruhe zu bringen!Erzählung von Oberst d.R. Ing. Wilhelm Kwisda (Welser Landwehr-Ulanen-Rgt. Nr. 6)