Vergessene Helden! Major Johann Charwat

Johann Charwat (auch Charvat) wurde am 28. August 1888 in einem kleinen Dorf im mährischen Bezirk Ungarisch Brod (Uhersky Brod) als eines von fünf Kindern des Landwirte Ehepaars Franz und Anna Charwat geboren. Er besuchte in Leipnik (Lipnik nad Becvou) die Volks- und fünfklassige deutsche Realschule. 1906 trat Johann Charwat in den 1. Jahrgang der dreijährigen Landwehr Kadettenschule in Wien ein und am 18. August 1909 wurde Fähnrich Charwat zum k.k. Landesschützenregiment Trient Nr. 1 ausgemustert. Zu Beginn des Weltkriegs wurde, der im August 1914 zum Oberleutnant beförderte Charwat als Kompaniekommandant mit seinem Regiment an den nördlichen Kriegsschauplatz verlegt. Den Blutzoll, den die k.u.k. Armee während der Anfangsmonate des Krieges zu erleiden gehabt hatte, war erschreckend hoch. Im ersten Kriegswinter kämpfte das 1. Regiment in den Waldreichen Karpaten; schwere Schneestürme und Temperaturen mit über -20 Grad Kälte führten zum Erfrierungstod ganzer Abteilungen. Auch Oberleutnant Charwat blieb von den Unbilden des Karpatenwinters nicht verschont. Am 22. April 1915 ging er infolge Erfrierungen und Erkältung ins Spital ab. Nach der erfolgten Kriegserklärung Italiens im Mai 1915 wurden die Landesschützen nach Tirol verlegt, um dort die Heimat zu verteidigen. Auch Charwat kam nach seiner Genesung und kurzem Urlaub als Kommandant der 11. Feldkompanie an die Gebirgsfront. Im Verlauf der zweiten Isonzoschlacht auf Doberdo, während eines Gegenangriffes auf den Monte dei Sei Busi, durch Steinschlag am rechten Unterschenkel verwundet übernahm er nach Spitalsaufenthalt und Genesung zu Jahresbeginn 1916 die 6. Feldkompanie. Nach einer neuerlichen Verwundung im Juni 1916 ging er am 9. September als Kommandant der 11. Feldkompanie ins Feld ab und war als Kompanie-Kommandant im Fronteinsatz.Im Verlaufe der Kämpfe in der 12. Isonzoschlacht im November 1917 sollte sich der inzwischen zum Hauptmann beförderte Charwat besonders auszeichnen. Das Kaiserschützenregiment Nr. I (mit der 22. Schützendivision) stand im Verbande des I. Korps und hatte zusammen mit der 14. Deutschen Armee bei Flitsch (Bovec) den Hauptstoss im Tal zu führen. Bei der Einnahme der ausgebauten etagenförmigen Stellungen der Italiener am Prvi-Hum (südwestl. Flitsch) drang Charwat an der Spitze seiner Kompanie rücksichtslos in die feindlichen Gräben ein und säuberte alle 14 Stellungen vom Gegner, ohne dass seine Kompanie wesentliche Verluste erleiden musste. Am 21. November, nach der Einnahme der Stellungen auf Mte Fontana Secca erkannte der inzwischen verletzte Charvat den Ernst der Situation und blieb, infolge mangels an Offizieren, trotz seiner Verletzung bei seiner Kompanie. In den frühen Morgenstunden traten die Italiener zum Gegenangriff an, drangen in die eigene Linie am rechten Flügel ein, konnten die eigene Besatzung niedermachen und ein MG erbeuten. Hptm. Charwat ging trotz seiner Verletzung und ohne einen Befehl abzuwarten an der Spitze seiner Kompanie sofort zum Gegenstoß über. Er konnte im Hagel feindlicher Handgranaten die in großer Überzahl befindlichen Italienern unter schweren Verlusten zurückwerfen und sicherte dadurch den endgültigen Besitz des mit schweren Opfern eroberten Monte Fontana Secca. Für diese Einsätze wurde Hauptmann Charvat vorerst mit dem Eisernen Krone Orden III. Klasse ausgezeichnet. Der Kommandant des Kaiserschützenregiments Nr. I, Oberstleutnant Rudolf Florio reichte Charwat für den Antrag auf Verleihung der Goldenen Tapferkeitsmedaille für Offiziere ein. Am 3. Jänner 1918 erhielt er mit Allerhöchster Entschließung den beantragten Orden. Quellen: Schwarz, Major Johann Charvat, Ein Soldatenleben auf Abruf, Österreichische Gesellschaft für OrdenskundeZweierschützenarchiv Schloss Ebelsberg